Fischer/Loizides: Berufsschulen endlich aufwerten!
In Frankfurt am Main gibt es 16 berufliche Schulen in städtischer Trägerschaft mit knapp 27.000 Schülerinnen und Schülern, davon fast 19.000 Auszubildende im dualen System. In der Berta-Jourdan-Schule werden etwa 1.800 Schülerinnen und Schüler für Berufe der Sozialpädagogik, der Heilerziehung, der Gastronomie und der Pflege ausgebildet, davon 900 allein für den Erzieherberuf. „Frankfurt wächst und der Bedarf an Kita-Plätzen steigt weiter. Wir brauchen beste Bedingungen in der fachlich zuständigen Berufsschule, um auch den so wichtigen Seiteneinsteigern, die teilweise schon eine Erwerbsbiographie haben, beste Lernmöglichkeiten zu bieten und sie hier in Frankfurt zu halten. Nur 200 Schüler an dieser Schule sind unter 18 Jahre alt“, so Fischer. Derzeit aber platze die Berta-Jourdan-Schule, die während der letzten 25 Jahre auf das Dreifache angewachsen sei, aus allen Nähten. „Die Schule hat mit durchschnittlich 58 qm je Klassenraum das schlechteste Raum/Schüler-Verhältnis aller Berufsschulen. Und noch mehr Dependancen sind nicht mehr zu organisieren“, stellt die Bildungspolitikerin fest. „Das Beispiel Berta-Jourdan-Schule zeigt: Eine abgestimmte Bedarfsplanung ist unerlässlich und dringlich. Da die Standortsuche für alle notwendigen Neubauvorhaben die größte Schwierigkeit darstellt und auch Umbauten von Bestandsgebäuden häufig mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sind, ist eine frühzeitige und enge Abstimmung mit allen beteiligten Dezernaten und Ämtern erforderlich“, so Fischer.
Stadtverordnete Christiane Loizides erinnert daran, dass Bildungsdezernentin Sylvia Weber bereits vor zweieinhalb Jahren den Beteiligungsprozess „Frankfurt macht Berufsschule“ eröffnet habe. „Es ist gut und richtig, Lehrkräfte, Schüler, Schulleitungen, Gewerkschaften, Kammern, Eltern und weitere Akteure im Bereich Bildung und Wirtschaft einzubinden. Und im Rahmen des Beteiligungsprozesses sind bis zum Herbst 2017 ja auch Maßnahmen und Entwicklungsschritte für die berufliche Bildung formuliert worden. Seitdem herrscht aber Funkstille. Die Zeit läuft uns langsam davon“. Der IHK-Fachkräftemonitor habe gezeigt, dass in den Betrieben im Bezirk der IHK Frankfurt am Main im Jahr 2018 rund 71.000 Fachkräfte gefehlt hätten. „Das wirkt sich auch direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit in vielen Unternehmen aus. Und fehlende Kitaplätze, die mangels Fachkraft nicht verfügbar sind, verstärken das Problem für die Unternehmen nur. Daraus folgt, dass die Schulentwicklungsplanung für die Beruflichen Schulen in Frankfurt am Main höchste Priorität besitzt“, macht Loizides deutlich und fügt hinzu: „Damit die Berufsschulausbildung in Frankfurt attraktiv bleibt, müssen wir als Stadt auf verschiedenen Ebenen aktiv werden. Daher setzen wir uns zum Beispiel auch für ein Auszubildenden-Wohnheim ein. Ein solches Angebot würde insbesondere Gruppen wie Sozialassistent/innen und Erzieher/innen zugutekommen, die die ersten zwei Jahre ihrer Ausbildung nicht im Betrieb, sondern an der Berufsschule absolvieren und folglich über kein reguläres Einkommen verfügen“.
Dringend erforderlich ist aus Sicht der CDU-Fraktion sowohl eine bauliche Modernisierung vieler Berufsschulen als auch eine verbesserte Ausstattung, um die voranschreitende Digitalisierung in der Wirtschaft in den Lernkonzepten besser abbilden zu können. „Hierzu gehört nicht nur WLAN, sondern auch ein intelligentes, sicheres IT-Konzept, entsprechende Hardware und ausreichende Ressourcen für den technischen Support“, weisen Fischer und Loizides auf die berechtigte Erwartung der Berufsschulen hin.
„Wir hoffen sehr, dass der Magistrat und an verantwortlicher Stelle die Bildungsdezernentin den SEP B demnächst vorlegt. Denn wir können uns nicht mit einer florierenden Frankfurter Wirtschaft schmücken und dann die Berufsschulen bei den Standortplanungen hinten anstellen. Sie müssen mit der Arbeitswelt Schritt halten, und dafür brauchen wir jetzt eine verlässliche Planung“, so die beiden Stadtverordneten abschließend.